Reinacher Sportverein - Junioren B
, Maeder Andreas

Zwischen Professionalisierung und Basis-Stärkung: Unsere Haltung zur nationalen Unihockey-Reform

Unihockey 2025: Der RSV nimmt Stellung zur grossen Reform und fordert klare Regeln zum Schutz der Basis.

Liebe Mitglieder des Reinacher Sportvereins,

vielleicht habt ihr es bereits gehört: Der Schweizer Unihockeyverband, swiss unihockey, hat mit dem Projekt «Unihockey 2025» eine der grössten Reformen in der Geschichte unseres Sports angestossen. Das Ziel ist ambitioniert: Die Schweiz soll wieder regelmässig um den Weltmeistertitel mitspielen. Dafür sollen die Strukturen von Grund auf modernisiert und die Talentförderung professionalisiert werden.

Ein grosses Vorhaben, das uns alle betrifft – von der Unihockeyschule bis zu den Aktivmannschaften. Der Vorstand des RSV hat das über 50-seitige Konzept des Verbandes intensiv studiert und eine umfassende, offizielle Stellungnahme eingereicht.
Wir möchten euch hier transparent darlegen, worum es geht, wo wir die grossen Chancen sehen und wo wir erhebliche Risiken für unseren Verein und den Breitensport im Allgemeinen erkennen.

Was ist die Kernidee von «Unihockey 2025»?

Die grösste Veränderung ist die Abkehr vom heutigen Ligasystem im Nachwuchs-Leistungssport. Stattdessen sollen in der ganzen Schweiz regionale Partnerschaften entstehen. Das Modell sieht so aus:

  • Zentrumsvereine: Grosse, professionell geführte Vereine (in unserer Region wäre das wohl Unihockey Basel Regio) werden zu offiziellen Leistungszentren. Sie führen die höchsten Nachwuchsteams (U15A, U17A, U19A) und erhalten die besten Talente der Region.
  • Partnervereine: Vereine wie unser RSV sollen eine Partnerschaft mit einem Zentrumsverein eingehen. Wir würden unsere grössten Talente an den Zentrumsverein abgeben, damit sie dort auf höchstem Niveau gefördert werden können.
    Im Gegenzug sollen wir von Know-how-Transfer und einer Ausbildungsentschädigung profitieren.

Unsere Haltung: Ja zur Professionalisierung, aber nicht um jeden Preis

Grundsätzlich begrüsst der Vorstand den Mut von swiss unihockey, eine solche Reform anzupacken. Die Ziele – jedem Talent eine Chance zu geben und die Lücke zur Weltspitze zu schliessen – unterstützen wir voll und ganz.

Allerdings befürchten wir, dass das Konzept in seiner jetzigen Form die Basis, also Vereine wie den unseren, massiv schwächt.
Wir sehen uns als Ausbildungsverein, der mit viel Herzblut und ehrenamtlichem Engagement Kinder und Jugendliche für den Sport begeistert. Diese Identität darf nicht verloren gehen. Unsere Hauptkritikpunkte, die wir in unserer Stellungnahme detailliert dargelegt haben, sind folgende:

1. Partnervereine als blosse "Zulieferbetriebe"?

Das Konzept stellt die Partnerschaft als freie Wahl dar. In der Realität wäre ein Verein, der nicht mitmacht, massiv benachteiligt und isoliert. Wir laufen Gefahr, zu reinen "Zulieferern" für die grossen Zentren degradiert zu werden.

Unsere Forderung: Eine Partnerschaft muss auf Augenhöhe stattfinden! Wir fordern klare, einforderbare Pflichten für die Zentrumsvereine: Sie müssen Top-Trainer stellen, ein faires Scouting garantieren und dürfen keine eigenen Breitensportteams führen, die uns direkt konkurrenzieren.

2. Ungerechte Ausbildungsentschädigung

Das aktuelle Modell sieht eine Pauschale für jeden Spieler vor, der zu einem Zentrumsverein wechselt – egal, ob wir ihn ein Jahr oder acht Jahre in der Unihockeyschule ausgebildet haben. Das ist zutiefst ungerecht und demotivierend.

Unsere Forderung: Wir verlangen ein faires, gestaffeltes System, das den tatsächlichen Ausbildungsaufwand honoriert. Jahrelange, ehrenamtliche Arbeit muss anerkannt und wertgeschätzt werden!

3. Keine Auf- und Abstiege mehr im Nachwuchs

Die Reform will den sportlichen Auf- und Abstieg bis zur U19 komplett abschaffen. Wir verstehen die pädagogischen Argumente, aber glauben, dass der sportliche Wettbewerb ein zentraler Ansporn für unsere Junioren ist und für die Identifikation mit dem eigenen Team sorgt.

Unsere Forderung: Der sportliche Auf- und Abstieg soll zumindest in den höchsten Breitensportligen (z.B. Junioren B Stärkeklasse B) beibehalten werden.

4. Eine grosse Chance: Offizielle Schiris für die Jüngsten!

Ein Punkt, der im Konzept fehlt, uns aber am Herzen liegt: das Schiedsrichterwesen bei den U13-Junioren. Die heutige Situation mit "Spielleitern" vom Heimteam führt oft zu Frust und Konflikten.

Unsere Forderung: Wir setzen uns mit Nachdruck für die Schaffung einer neuen, offiziellen Einsteiger-Schiedsrichterkategorie für die U13 ein. Das wäre ein riesiger Gewinn für die Fairness, würde den Respekt auf dem Feld fördern und wäre der perfekte Einstieg für unseren eigenen Schiedsrichter-Nachwuchs.

5. Massive Interessenkonflikte und ungeklärte Geldflüsse

Die Reform sieht vor, dass die Kantonalverbände (wie Unihockey Nordwestschweiz) an Einfluss verlieren. Gleichzeitig gibt es schon heute Personen, die sowohl im Vorstand des Kantonalverbands als auch in der Geschäftsleitung des potenziellen Zentrumsvereins sitzen. Wenn dieselben Personen über die Verteilung von Fördergeldern entscheiden, ist das eine grosse Gefahr für die Fairness.

Unsere Forderung: Klare Regeln gegen Interessenkonflikte und absolute Transparenz bei allen Geldflüssen.

Fazit: Die Spitze stärken, ohne die Basis zu schwächen

Der Vorstand des Reinacher Sportvereins ist überzeugt: Eine erfolgreiche Reform stärkt die Spitze, ohne das Fundament – die hunderten Breitensportvereine – zu schwächen. Das Konzept «Unihockey 2025» hat das Potenzial, unseren Sport voranzubringen, aber es braucht dringend Korrekturen, um die Balance zu wahren und die wertvolle Arbeit an der Basis nicht zu gefährden.

Wir haben unsere Anliegen und Anträge klar und deutlich in Bern deponiert. Nun liegt der Ball beim Verband. Über die weiteren Entwicklungen werden wir euch selbstverständlich auf dem Laufenden halten.

Sportliche Grüsse,
Vorstand des Reinacher Sportvereins

Stellungnahme zur Vernehmlassung Unihockey 2025.pdf